Artikel vom 27.04.2010, www.hallertagblatt.de
Decken für Kreuzfahrtschiffe
Schreinerei Rießler in Wolpertshausen setzt auf Gipsfaserplatten
"Eigentlich sind es zwei Betriebe unter einem Dach", sagt Markus Rießler über seine gleichnamige Schreinerei. 70 Prozent des Umsatzes werden mit Gipsfaserplatten, der Rest mit Holz erwirtschaftet.
RAINER GRILL
Firmenchef Markus Rießler (Zweiter von rechts) klärt über Abläufe und Arbeitssschritte in seinem Unternehmen in Wolpertshausen auf. Foto: Grill
Wolpertshausen Rießler stellte Firmengeschichte und Produktportfolio bei einer Betriebsbesichtigung durch die Junioren des Handwerks vor. "Natürlich sind wir noch eine klassische Schreinerei", betont Rießler. Büromöbel und Einbauschränke werden in Wolpertshausen von den eigenen Mitarbeitern hergestellt Türen und Fenster ausschließlich eingebaut.
Sieben Beschäftigte arbeiten im Büro, 15 sind zweischichtig in der Fertigung eingesetzt, so Rießler. Zwei externe Außendienstler sind in der Akquise tätig. Mit drei Lehrlingen - "in jedem Jahr einen" - bildet Rießler eigenen Nachwuchs aus.
Seit 2009 hat die jahrelange Kooperation von Rießler mit Knauf Integral (Satteldorf) in Sachen Gipsfaserplatten durch verschärfte Brandschutzbestimmungen Aufschwung erhalten. "Wir haben hier zuvor sechs, sieben Jahre in Know how investiert, Patente entwickelt", sagt Rießler. Entstanden ist die Marke "VINOVAred": ein Werkstoff vornehmlich für Industrie und Gewerbebau.
Herkömmliche Rigipsplatten erhalten die Festigkeit durch die aufgeklebte Kartonbahn - Rießler verwendet Platten, bei denen der Gips seine Festigkeit durch eingearbeitete Zellulose erhält. "Die Fasern sind wie eine Armierung", erklärt Rießler den Handwerkern. Der große Vorteil: Die Platten sind so gut wie nicht brennbar. Daher greifen zunehmend auch Schiffsbauer auf den neuen Werkstoff zurück. "Als eine der wenigen Firmen in Europa haben wir eine Nichtbrennbarkeitszulassung in Verbindung mit Echtholzfurnier", sagt der 46-jährige Inhaber. Da gerade auf See die strengsten Anforderungen in Bezug auf Brennbarkeit der Materialien gelten, sei eine Zertifizierung durch die "US Coastguard" extrem wichtig - "und diese haben wir", fügt Rießler hinzu. Europaweit gebe es nur vier Firmen, welche diese Zulassung haben. Daher gilt: Je strenger der Brandschutz, desto besser für Rießler.
In Wolpertshausen veredelte Gipsplatten finden sich auch in Röntgenräumen einer Schweizer Klinik: mit integriertem Blei. Oder auf Kreuzfahrtschiffen in Speisesälen als edle Deckenverkleidung.
Die regionalen Handwerker interessieren sich stark für Arbeitsabläufe und Bearbeitungszentren. Rießler erklärt: Die Verarbeitung von Gipsplatten sei ähnlich der herkömmlicher Spanplatten. Nur müssen Diamantwerkzeuge und stärke Absauganlagen eingesetzt werden.
Das Wachstum - 2009 um 32 Prozent - lässt den Neubau (1300 Quadratmeter) schon zu klein werden. Bei der Gemeinde sei bereits wegen einer Erweiterung vorgefühlt worden, so der Inhaber. Derzeit lagern in einem 250 Quadratmeter großen Zelt sind 10000 Quadratmeter Gipsplatten neben dem Neubau.